Schneekönigin oder Eiskönigin – auf jeden Fall saukalt

Schneekönigin oder Eiskönigin? Wenn demnächst die Jecken wieder Fasching zur fünften Jahreszeit erklären, sind unter den Kindern sicher wieder viele Mädchen als Königin verkleidet. Nachdem Disney im November 2013 sein Wintermärchen „Die Eiskönigin“ ins Kino brachte, sind vielleicht einige Eisköniginnen darunter. Mit dem Kunstmärchen Schneekönigin von Hans Christian Andersen hat Disneys Animationsfilm allerdings wenig gemein und verwendet dieses lediglich als Anleihe.

 

Schneekönigin oder Eiskönigin

Schneekönigin: Kalte Herzen und ewige Winter

Gemeinsam haben beide Geschichten, dass die jeweiligen Welten in Eis und Schnee versinken und daran ein Mensch schuld ist, der die Welt nach einem unangenehmen Ereignis dazu verdammt. Bei der Eiskönigin handelt es sich um eine Prinzessin, während es bei Hans Christian Andersens Märchen Schneekönigin um einen Bruder geht, dem Splitter eines Spiegels des Teufels in Herz und Auge gelangen. In beiden Fällen liegt es an der Schwester, die kalten Herzen Ihrer Geschwister und somit ihre Welt zu retten. Reichlich Abenteuer sind zu bestehen und skurrile Gestalten begegnen den Heldinnen auf ihrer Mission.

 

Der größte Unterschied beider Märchen besteht aber in der Art des Märchens selbst. Disneys Geschichte ist ein Märchen, wie man sie als Volksmärchen kennt: Gut gegen Böse und im Regelfall mit glücklichem Ende. Hans Christian Andersens Märchen dagegen ist ein sogenanntes Kunstmärchen. Diese sind zum einen komplizierter aufgebaut und zum anderen nicht ausschließlich für Kinder geschrieben. Sie gehen auch nicht immer glücklich aus. Dafür haben sie oft einen psychologisch weitaus höheren Anspruch und Nutzen als die Schwarz-Weiß-Malerei der Volksmärchen. In Kunstmärchen wie der Schneekönigin gibt es jede Menge Grautöne, die viel Raum für Deutungen bieten und entsprechend zum Nachdenken anregen. Sie sind aufgrund ihrer nicht immer gleich erkennbaren Moral und ihrer unterschiedlich verarbeiteten Standpunkte damit recht nah am wirklichen Leben dran, weshalb man aus ihnen vielleicht mehr lernen kann als aus Volksmärchen.

 

Happy End ist halt schön

Dass Disneys Eiskönigin eher dem Anspruch eines Volksmärchen folgt, hängt möglicherweise damit zusammen, dass auch die Erwachsenen gern Geschichten mit glücklichem Ausgang haben. Und wer möchte nach einem vergnügten Märchenfilm noch gern über dessen tieferen Sinn nachdenken, wenn „Sie“ „Ihn“ am Ende bekommt, alle Bösewichte besiegt sind und das Kind neben und in uns erleichtert aufatmet.